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Reihenimpfungen in Schulen können dazu beitragen, dass sozialer Druck zur Teilnahme entsteht

Pressemeldung

Der SoVD setzt sich dafür ein, dass gesundheitlich vorbelastete sowie Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zügig ein Impfangebot erhalten. Zusammen mit den Kinder*ärztinnen muss in jedem Einzelfall abgewogen werden, ob der Nutzen die Risiken überwiegt. Diese individuelle Abschätzung ist nötig, weil Studien in Nordamerika zeigen, dass das Risiko ernsthafter Nebenwirkungen bei der Impfung für Kinder sechsmal höher ist als für Erwachsene (= älter als 16 Jahre).

„Die Zurückhaltung bei der Impfung für Kinder und Jugendliche ist sinnvoll, da längst noch nicht alle älteren Menschen geimpft werden konnten und der Impfstoff ohnehin nicht reicht. Wir wollen nicht, dass 70-Jährige Personen und Kinder und Jugendliche um den Impfstoff und Impftermine konkurrieren. Das würde nur zu einer Verschärfung des ohnehin aufziehenden Generationenkonflikts beitragen. Zudem können Reihenimpfungen in Schulen dazu beitragen, dass ein sozialer Druck zur Teilnahme entsteht. Das kann die Akzeptanz für wirklich nützliche und notwendige Impfungen irreparabel schädigen“, sagt Alfred Bornhalm, Landesvorsitzender des Sozialverbandes Schleswig-Holstein zu den Lübecker Planungen.

Jede Impfungen ist auch ein Eingriff in den Körper. Es bedarf deshalb einer besonderen Rechtfertigung, einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiken. Diese Abwägung ist kein politischer oder gesellschaftlicher, sondern ein rein medizinischer Entscheidungsprozess. Es besteht sonst die Gefahr, dass sie mit Rücksicht auf Interessengruppen und Privilegien Entscheidungen getroffen werden. Die Impfung von Menschen gegen Covid-19 ist richtigerweise älteren Menschen vorzugsweise angeboten worden, ebenso Menschen mit gesundheitlichen Vorerkrankungen und Menschen, die einer Infektionsgefahr in besonderem Maße ausgesetzt sind. Bei ihnen allen besteht eine Gefahr einer ernsten Erkrankung nicht nur im Promillebereich. Kinder und Jugendliche generell gehören nicht dazu und seit nahezu einem Jahr gibt es gesichertes Wissen, dass Kinder und Jugendliche nicht die Treiber*innen der Pandemie sind. Vor diesem Hintergrund stützt der SoVD Schleswig-Holstein die Haltung der Kinder- und Jugendärzte in Schleswig-Holstein und der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Jugendmedizin. Impfkampagnen wie die geplante in Lübeck sind nicht hilfreich.