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Darf ich für meine Patientenverfügung eine kostenlose Vorlage zum Ausdrucken verwenden?

Pflege Behinderung Gesundheit

Sie beschäftigen sich mit dem Thema Selbstbestimmung und möchten endlich eine Patientenverfügung verfassen? Herzlichen Glückwunsch, damit haben Sie die wichtigste Hürde bereits überwunden. Wie die meisten Menschen, die sich zum ersten Mal mit diesem wichtigen Anliegen beschäftigen, stellen Sie sich nun die Frage: Kann oder sollte ich vielleicht sogar eine kostenlose Vorlage nutzen, die man am Ende einfach nur noch ausdrucken muss?

Darf ich für meine Patientenverfügung eine kostenlose Vorlage zum Ausdrucken verwenden?

Ob für eine rechtssichere Patientenverfügung ein Formular aus dem Internet reicht, kann ich Ihnen leider nicht in einem Satz beantworten. Ansonsten wäre dieser Beitrag hier bereits zu Ende. Deswegen möchte ich versuchen, im Rahmen dieses Artikels das Für und Wider für den kostenlosen Vordruck zu erörtern. Nach dem Lesen werden Sie in der Lage sein, selbst eine Entscheidung darüber zu treffen, ob Sie Ihre Patientenverfügung auf Basis eines Vordrucks gestalten möchten.

Welche Vorteile hat es, die Patientenverfügung mithilfe eines Vordrucks anzugehen?

Es hat viele gute Seiten, ein fertiges Formular zu verwenden. Wenn Sie eine gute Vorlage zur Patientenverfügung nutzen, können Sie sicher sein, keine wichtigen Punkte zu vergessen. Denn – Hand aufs Herz: Welcher Laie hat schon einen Überblick über die relevanten Fragen beim Thema Selbstbestimmung? Wenn Sie mit einer seriösen Vorlage arbeiten, gehen Sie an dieser Stelle kein Risiko ein.

Ein gut gemachtes Musterformular ist außerdem übersichtlich und lässt sich in der Regel schnell lesen. Beide Kriterien können im Ernstfall wichtig sein, wenn (zum Beispiel nach einem Unfall) schnell ein Entschluss gefasst werden muss. Wer hingegen seine Patientenverfügung selbst formuliert, erzielt in punkto Übersicht vielleicht nicht immer das beste Ergebnis. Diese Gefahr besteht bei einer guten Vorlage nicht.

Der Hauptgrund, warum die meisten Menschen bei der Patientenverfügung mit einem Vordruck arbeiten, ist jedoch folgender: Es erleichtert den Einstieg in die Thematik ungemein. Warum gehen die meisten von uns dieses wirklich wichtige Thema erst so spät an? Weil es uns Menschen einfach schwerfällt, sich mit Tod, Krankheit und Pflege zu beschäftigen. Steht ein Formular zur Verfügung, in dem Sie nur Kreuzchen setzen müssen, sorgt das für eine deutlich niedrigere Hemmschwelle.

Was spricht gegen eine ausgedruckte Vorlage zur Patientenverfügung?

Noch vor einigen Jahren störte sich kaum jemand an der Flut von Vordrucken. Das hat sich geändert – denn eine Reihe von Urteilen des Bundesgerichtshofes hat immer wieder darauf hingewiesen, dass im Rahmen einer Patientenverfügung sehr konkret auf einzelne Wünsche und medizinische Situationen eingegangen werden muss. Der Ca­sus knack­sus dreht sich fast immer um die Formulierung „lebenserhaltende Maßnahmen“.

Selbst gute Vordrucke behandeln die unterschiedlichen Fazetten von lebenserhaltenden Maßnahmen nicht immer im Detail. Vor diesem Hintergrund empfiehlt das zuständige Bundesjustizministerium in seiner Broschüre, dass zumindest ein Teil der Patientenverfügung eigenständig formuliert werden sollte. Um es den hilfesuchenden Betroffenen leichter zu machen, gibt das Ministerium allerdings zumindest Textbausteine an die Hand.

Darüber hinaus hören wir immer wieder von Problemen in der Praxis, wenn Angehörige den Geisteszustand der Betroffenen anzweifeln. Ein Beispiel: Hertha lebt mit ihren 91 Jahren immer noch im Reihenhäuschen am Rand von Eckernförde. Ihre Nachbarn und einige entfernte Verwandte haben in den letzten Jahren allerdings immer wieder gemerkt, dass Hertha sehr vergesslich geworden ist. Einmal musste sogar nachts die Polizei ausrücken, um die verwirrte 91-Jährige nach Hause zu bringen. Plötzlich erleidet Hertha einen Schlaganfall und kommt ins Krankenhaus. Hier taucht eine Patientenverfügung auf – mit Datum von vor zwei Wochen. Hat Hertha überhaupt verstanden, was sie hier mit zittriger Hand unterschrieben hat?

Diese Frage werden wir nie in Gänze beantworten können. Doch falls die Eckernförderin ihre Patientenverfügung – zumindest teilweise – mit eigenen Worten verfasst hat, macht das an dieser Stelle einen großen Unterschied. Denn in diesem Fall ließe sich eher ableiten, dass Hertha im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war. Existiert hingegen nur ein ausgedrucktes Formular aus dem Internet, in dem ein paar Kreuze gemacht wurden, ist das schon schwieriger.

Patientenverfügung: Vordruck nutzen oder selbst formulieren?

Das Gesetz gibt nicht vor, wie Sie Ihre Patientenverfügung zu verfassen haben. Genauso wenig ist in Stein gemeißelt, wo Sie das Dokument später aufbewahren. In diesem Beitrag habe ich Ihnen einige Argumente vorgestellt, die entweder für oder gegen die Nutzung einer Vorlage zum Ausdrucken sprechen. Wie Sie Ihre Patientenverfügung gestalten, entscheiden Sie allein.

Auf alle Fälle empfehle ich Ihnen eine fachkundige Beratung. Wenn Sie sich mit dem Thema Selbstbestimmung befassen, sollten Sie das Dokument am Ende mit einem guten Bauchgefühl zur Seite legen können. Am einfachsten erreichen Sie dieses Ziel immer noch durch eine fundierte Beratung. Welche Stellen Ihnen in Schleswig-Holstein bei Fragen rund um Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht helfen können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Der Sozialverband Deutschland vertritt in Schleswig-Holstein mehr als 150.000 Mitglieder. Wir helfen in sozialen Angelegenheiten, etwa bei Problemen mit der Rente oder rund um das Thema Behinderung.

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Kommentare (2)

  • user
    STEPHANIE WALTER
    am 17.02.2020

    Danke fuer die Info, werde meine Patientenverfuegung eventuell ueber Anwalt festlegen lassen!

    Gruss Stephanie Walter

  • user
    Eva Herzogenrath
    am 30.01.2020

    Ich finde die Beiträge sehr interessant. Danke!

    Beste Grüsse

    Eva Herzogenrath

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